Wie hoch sollten deine Rücklagen sein?
Vielleicht hast du meinen ersten Beitrag zum Thema Rücklagen bereits gelesen. Dieser ist der Einstieg in das Thema und zielt auf den allgemeinen Zweck der Rücklagen ab.
In diesem Beitrag geht es nun um die Frage, wie hoch deine Rücklagen sein sollten.
Ganz vorne weg möchte ich anmerken, dass das Thema Rücklagenaufbau nie abgeschlossen ist. Je nachdem wie sich unser Leben verändert, kann sich auch die Höhe der notwendigen Rücklagen verändern. Sollten wir die Rücklagen angreifen, z.B. um die defekte Waschmaschine zu ersetzen, so muss der entnommene Anteil natürlich auch ersetzt werden. Es reicht daher nicht, eine einmalige Summe zurückzulegen.
Je nachdem wo wir schauen, finden wir ganz unterschiedliche Angaben dazu, wie hoch Rücklagen sein sollten. Zum einem ist es vom persönlichen Sicherheitsgefühl abhängig und zum anderen davon, in welchem Lebensabschnitt wir uns befinden. Wer ein starkes Sicherheitsbedürfnis hat, wird diese höher ansetzen und je höher das Risiko ist und je mehr Verantwortung man hat, desto höher wird der Betrag.
Meine persönliche Empfehlung lautet, dass Rücklagen in Höhe der wichtigen Ausgaben von mindestens drei bis sechs Monaten vorhanden sein sollten.
Diese Rücklagen haben mehrere Nutzen. Sie stehen für kurzfristige Wiederbeschaffungen zur Verfügung, z.B. wenn die Waschmaschine defekt ist und helfen uns, wenn wir z.B. ein Sommerloch überwinden müssen.
Was sind denn "wichtige Ausgaben"?
Manchmal lesen wir davon, dass wir Rücklagen in Höhe unserer „Fixkosten“ anlegen sollten. Diesen Gedanken halte ich für falsch. Meistens sind damit die Ausgaben für Lebensmittel, Miete oder Abtrag beim Eigenheim gemeint. Ganz kurzfristig wird das wohl reichen, aber ausreichend ist es nicht. Stellen wir uns vor, wir sind im Fitnessstudio, die Kinder haben den Musikunterricht im Abo, Schulgeld will bezahlt werden, das Zeitungsabo läuft weiter etc. Sollten wir in die Bredouille kommen, dass wir nicht arbeiten können und die nächsten Wochen und Monate voraussichtlich kein Geld verdienen, dann dürfen wir nicht davon ausgehen, dass wir nur vom nötigsten Leben. Abos haben Kündigungsfristen, Ausgaben wie Schulgeld, Kleidung oder z.B. Medikamente können nicht ausgesetzt werden.
Es reicht also nicht, nur die Miete und Lebensmittel zahlen zu können. Auch neue Kleidung, Friseur oder Tankgeld muss vorhanden sein. Stellen wir uns vor, nach 6 Wochen ohne Aufträge fahren wir zu einem neuen potenziellen Kunden und konnten uns den Friseur nicht mehr leisten.
Wichtige Ausgaben sind daher nicht nur Fixkosten, sondern alle Ausgaben, die wir tätigen, um unseren Lebensstandard zu halten und (kurzfristig) nicht kündbare Leistungen weiterzuzahlen.
Sollte ich Rücklagen für drei oder doch eher für sechs Monate anlegen?
Das hängt davon ab, wie hoch das Risiko ist und wie das eigene Sicherheitsbedürfnis ist.
Wenn du jung, gesund und alleinlebend bist, vielleicht die Möglichkeit hast auch mal kurzfristig bei Freunden oder Familie unterzukommen, dann sollten Rücklagen für drei Monate reichen. Wenn du eine Familie hast, vielleicht sogar Alleinverdiener*in bist oder einen Großteil des Einkommens erwirtschaftest, dann sollten die Rücklagen für sechs Monate aufgebaut werden.
Es gibt noch weitere Aspekte, die du beim Aufbau von Rücklagen beachten solltest.
Bis jetzt haben wir über die Rücklagen gesprochen, die dir dabei helfen Reparaturen oder Wiederbeschaffungen zu tätigen und im Falle eines Sommerlochs, eines wegfallenden Auftrages oder im Urlaub genug Geld zu haben.
Es lohnt sich auch gezielt für zukünftige Investitionen oder geplante Weiterbildungen Rücklagen aufzubauen.
Mein liebstes Beispiel sind Laptops und Computer. Wir wissen, dass diese nicht ewig haltbar sind. Sind wir z.B. im Bereich IT als Freelancer oder Berater tätig, so sind wir vielleicht darauf angewiesen auf dem neusten Stand zu sein. Es kann sich daher lohnen, direkt einen monatlichen Betrag einzukalkulieren und zurückzulegen, um in gewissen Abständen meine Technik zu ersetzen.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben lohnt es sich, an Weiterbildungen teilzunehmen. Für besonders kostenintensive Weiterbildungen können wir ebenfalls Rücklagen aufbauen.
Ein Investitionsplan, der aufzeigt wann wir welche Summen investieren wollen, hilft dabei die Rücklagen zu planen, aufzubauen und dieses auch in unserer Kalkulation zu berücksichtigen.
Wie du das bei der Kalkulation von Stundensätzen machst, beschreibe ich auch in meinem Online-Kurs.
Ein weiteres Thema sind deine Rentenrücklagen.
Auch für die Rente müssen wir Geld zurücklegen. Hierbei ist unbedingt zu bedenken, dass bereits seit einigen Jahren darüber diskutiert wird, eine Rentenversicherungspflicht einzuführen. Wie genau diese aussehen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festgelegt. Ich habe dir hier die Beiträge vom VGSD verlinkt, die den neustens Stand aufzeigen.
Ob es zu einer Pflicht kommt oder nicht, Rücklagen für die Rente sind von großer Bedeutung. Die Höhe ist sehr individuell und z.B. abhängig davon, ob ein Eigenheim vorhanden ist oder welche Maßnahmen bisher getroffen wurden. Bei der deutschen Rentenversicherung kannst du hier eine kostenlose Erstberatung in Anspruch nehmen und dir ein Bild machen.
Gerade dieses Thema dürfen wir nicht auf die lange Bank schieben. Je früher wir anfangen einzuzahlen, desto besser. Die deutsche Rentenversicherung ist dabei nur eine Möglichkeit. In der Regel informiert diese auch über andere Formen, wie z.B. die Riesterrente oder Rürup.
Fassen wir zusammen:
Wir sollten Rücklagen, die uns helfen umsatzschwache Zeiten, Urlaub, Krankheit oder die normalen Investitionen in Haus, Hof und Auto zu überbrücken. Je nach Risiko und Sicherheitsbedürfnis in Höhe der wichtigen Ausgaben von drei bis sechs Monaten.
Außerdem sollten wir gezielt Rücklagen für Investitionen, Wiederbeschaffung und Weiterbildung anlegen. Hier nehmen wir die Höhe der geplanten Ausgabe und teilen diese durch die Monate bis zum Zeitpunkt der Anschaffung, um die Höhe der monatlichen Rücklage zu errechnen.
Zu guter Letzt noch für die Rente, sofern noch keine Absicherung besteht, lohnt es sich als ersten Schritt eine Erstberatung bei der deutschen Rentenversicherung zu buchen und dann zeitnah weitere Schritte zu planen
Eine Zusatzinformation:
Achte darauf, dass du auf deine Rücklagen (nicht für Rente) kurzfristig zugreifen kannst. Eine langfristige Anlage sorgt dafür, dass du in Notfällen eventuell auf das Geld warten musst.